Ende April verstarb in einem Altersheim in der Nähe des spanischen Alicante der ehemalige Motorradsportler Bernd Brandenburger. Der 68-jährige gelernte Heizungsbauer war Mitglied der Motorsportvereinigung Herxheim (MSVH) und eine der schillerndsten Figuren in seiner Zeit in der süddeutschen Bahnsportszene. Sowohl als Solo- als auch als Seitenwagenfahrer war Brandenburger aktiv. Mit seinem Straßenmotorrad besuchte Brandenburger die Trainingstage auf der Herxheimer Sandbahn und war von diesem Sport begeistert. 1975 tauschte er sein Motorrad gegen eine Sandbahnmaschine und versuchte sich nach einem Lehrgang in Altrip in diesen Metier. Zu überregionaler Bekanntheit kam er durch den 45 minütigen Film „Ein Renntag“ des damaligen SWF, der 1976 an Himmelfahrt beim letzten Rennen auf dem 800m langen Oval im Waldstadion aufgenommen wurde. Neben der Bahnsportikone Egon Müller war Brandenburger Hauptdarsteller und konnte vor heimischem Publikum den dritten Platz in der nationalen Solo-Klasse erringen. Nach einer kurzen Pause vom Bahnsport kehrte Brandenburger 1980 zurück, als Seitenwagenfahrer zusammen mit der aus Bayern stammenden Anita Halder. Eine überaus erfolgreiche Kombination im Dreiradsport. Zu dieser Zeit starteten neben Brandenburger/Halder noch Manfred Beiner/Franz Hartmeier sowie Waldemar und Peter Rohrbacher in der nationalen Seitenwagenklasse überaus erfolgreich für die MSVH. In den Jahren 1980/81 stand das Duo Brandenburger/Halder bei 18 Rennen insgesamt 14 Mal auf dem Podium. Nach diesen Erfolgen folgte der Aufstieg in die internationale Klasse. In dieser Zeit war Brandenburger auch Pächter des Herxheimer Szenelokals „Al Tun Tun“, (jetzt Andy’sPinte). Schon damals ein Treffpunkt der Bahnsportfreunde . Im hessischen Klein-Krotzenburg feierte Brandenburger/Halder im September 1982 in ersten Sieg in der Eliteklasse. Einen persönlichen Rückschlag ereilte Brandenburger im Juni 1983 als sein Freund und Helfer Norbert Frey bei einem Unfall mit dem Straßenmotorrad tödlich verunglückte. Erst 1987 packte ihn wieder der Rennbazillus, wie er einmal sagte. Er kauft das Gespann von Waldemar Rohrbacher und startete einen Comeback-Versuch mit seiner damaligen Lebensgefährtin. Am 5. Juni 1988 ereilte ihn auf der schwer zu fahrenden Sandbahn im niederbayrischen Vilshofen ein schwerer Schicksalsschlag. In der berühmt-berüchtigten Friedhofskurve, (neben der Zielkurve lag direkt der örtliche Friedhof) konnte Brandenburger das Gespann nicht mehr halten. Seine Beifahrer fiel aus dem Seitenwagen und kam mit einen Armbruchglimpflich davon. Brandenburger lag auf der Bahn und der Steuerkopf des Gespanns traf ihn voll auf den Helm. Nach vier Monaten Koma wachte Brandenburger als Behinderter auf. Nach anfänglichen Depressionen fand Brandenburger wieder Lebensmut. Seine letzten Jahre verbrachte Brandenburger bei einer Bekannten unter der Sonne Spanien, wo sich vor ein paar Tagen seine persönliche Zielflagge senkte. Joachim Rieder / MSVH Öffentlichkeitsarbeit