Sport

Französische Schützenhilfe

Motorradsport: 12.500 Zuschauer sehen beim Sandbahnrennen in Herxheim ein packendes Mannschaftsweltfinale. Im letzten Lauf liegt das Team aus Tschechien auf Titelkurs, aber ein Fahrer aus Frankreich lässt den Goldtraum platzen und kürt Deutschland zum Weltmeister.

Von Manuel Wüst

 
Herxheim. Eine gefühlte Ewigkeit galt es nach der zweijährigen Unterbrechung durch die Corona-Pandemie zu warten, ehe wieder ein Sandbahnrennen in Herxheim gestartet werden konnte. Gestern war es endlich wieder soweit. Im Mannschaftsweltfinale, das 12.500 Zuschauer sehen wollten, galt es für die deutsche Auswahl, in den sechs zu absolvierenden Vorläufen vor allem ins Finale zu fahren. Dies gelang der deutschen Auswahl um Teamchef Josef Hukelmann dann auch punktgleich mit dem tschechischen Team.

Wie wichtig der direkte Finaleinzug war, zeigte sich bei den Niederländern: Diese verpassten um nur einen einzigen Zähler den direkten Finaleinzug und mussten in den Hoffnungslauf, in dem sie an den Franzosen scheiterten. Die „Blauen“ sollten dann auch im Finallauf das Zünglein an der Waage spielen.

Erik Riss, der nach vier Jahren wieder auf die Langbahn zurückkehrte, fuhr ein starkes Rennen für Deutschland und führte auch im Finale das Feld an. Auf den Plätzen zwei und drei fuhr im Finallauf das tschechische Duo Martin Malek und Josef Franc. Das hätten Tschechien auch den Titel beschert, da Lukas Fienhage aus Lohne nur Fünfter war und es so 13:12 für Tschechien stand. Mit einer beherzten Attacke ausgangs der Zielkurve sprengte der Franzose Mathieu Tresarrieu jedoch das tschechische Duo, fuhr in einem Fotofinish noch auf Rang drei vor. Damit waren die Titelträume der Tschechen geplatzt, da es nun 12:12 stand und durch den Laufsieg von Erik Riss das deutsche Team Weltmeister war – somit nach 2017 den Titel erstmals wieder nach Deutschland holte.

„Ich wusste nicht, dass ich Deutschland zum Weltmeister machen würde. Ich bin mein Rennen wie immer gefahren und wollte den vor mir fahrenden Fahrer überholen“, kommentierte der Franzose den entscheidenden Überholvorgang. „Im Team haben alle einen großartigen Job gemacht. Unser Ziel war Gold, das wäre historisch gewesen, aber es hat leider nicht geklappt“, bedauerte Josef Franc.

Großer Jubel herrschte natürlich im deutschen Team. „Vorm Finale war ein wenig Anspannung da“, gestand der Punktbeste, Erik Riss, „die Bahn hat sich im Laufe des Rennens immer weiter entwickelt, und es war nur noch eine schnelle Linie ganz außen, und die Frage war dann, wer fährt von wo weg. Unsere Idee war, dass ich von innen los und direkt raus in die schnelle Linie fahre und Lukas dann seinen Weg findet. Letzten Endes hat es dann mit etwas Glück auch funktioniert.“

Innerhalb des Mannschaftsweltfinales fuhren im Rahmenprogramm in Herxheim die internationale Gespannklasse sowie die nationalen Klassen ihre Sieger aus. Bei den internationalen Gespannen schied Karl Keil nach einem Sturz aus, doch das aus Landau stammende Duo Patrick Zwetsch mit Victor Caric (Beifahrer) fuhr bis ins Finale, und es reichte zum fünften Rang. Markus Brandhofer setzte sich im Gespannrennen mit Beifahrerin Nadine Pierick vor dem britischen Gespann Mitch Godden und Paul Smith durch. Dritter wurde Manuel Meier, der mit seiner Schwester Melanie fuhr.

In der nationalen Soloklasse war Lokalmatador Dustin Schultz im Finale in einen schweren Sturz verwickelt. Der Herxheimer musste mit Rippenverletzungen mit einem Helikopter ins Krankenhaus gebracht werden. Der Finallauf wurde nicht wiederholt – es gewann Daniel Spiller vor Julian Bielmeier und Martin Theobald.

Quelle

Ausgabe Die Rheinpfalz Pfälzer Tageblatt – Nr. 122
Datum Freitag, den 27. Mai 2022
Seite 11

 

 

Lokalsport

„Man weiß, dass etwas passieren kann“

Motorsport: Wie erging es den Herxheimer Clubfahrern am Vatertag? Einen erwischte es übel. Dustin Schultz wurde von seinem Motorrad katapultiert. Der Landauer Gespannfahrer Patrick Zwetsch musste danach noch starten. Die RHEINPFALZ konnte gestern kurz mit Schultz reden.

Von Manuel Wüst

Herxheim. Zwei Jahre lang war es am Vatertag im Herxheimer Waldstadion still gewesen. 12.500 Zuschauer wollten am Donnerstag dabei sein. Auch die Rennfahrer in allen Klassen freuten sich auf das Rennen. Max Dilger, Lukas Fienhage und Erik Riss wollten endlich die Goldmedaille bei der Mannschaftsweltmeisterschaft auf der Langbahn, dem Longtrack of Nations, wie der Wettbewerb inzwischen genannt wird, nach fünf Jahren wieder nach Deutschland holen. Es ist den Herxheimer Clubfahrern gelungen. Andere MSV-Männer waren auch erfolgreich.

Daniel Spiller, der nach Jahren auf der Speedwaybahn den Schritt auf die Langbahn ging, gewann das Rennen der nationalen Soloklasse, das MSVH-Gespann Moritz Straub/Patrick Löffler lag bei den nationalen Gespannen vorn. Konnten Straub/Löffler alle vier Läufe gewinnen, war in der nationalen Soloklasse mehr Dramatik geboten. Vier Clubfahrer, drei davon aus Herxheim, gingen ins Rennen. Dustin Schultz aus Herxheim gewann seinen ersten Lauf und fuhr in seinem zweiten Lauf einen zweiten Platz ein, ehe es bitter für ihn wurde. Zunächst kam er in den Sandstrahl seines Vordermanns, sah nichts, musste sich erst wieder freie Sicht verschaffen und verlor wichtige Punkte vor dem Finale. Im Finale erwischte es Schultz dann knüppeldick. Der Herxheimer stürzte ausgangs der Startkurve und wurde vom Motorrad katapultiert. Er wurde mit dem Helikopter zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus geflogen. Die Fahrer verzichteten auf eine Wiederholung des Finals, und so gewann Spiller vor Julian Bielmeier und Evergreen Martin Theobald. Sebastian Trapp wurde Achter.

Bei den internationalen Gespannen fuhr das Landauer Gespann Patrick Zwetsch/Victor Caric. Der Landauer Zwetsch war mit Rang fünf bei seinem ersten Himmelfahrtsrennen in der internationalen Lizenz zufrieden. „Es war natürlich schon hart, weil alle schnell sind, denn in der Klasse gibt jeder alles“, so der Landauer nach dem Rennen. „Zufrieden war ich relativ schon. Wir setzen uns immer zwei, drei Ziele pro Rennen. Das Mindestziel war das Finale, und das haben wir erreicht.“

In jedem Lauf fuhr Zwetsch mit Beifahrer Caric in die Punkte und konnte deswegen auch im Finale an den Start gehen. Er sieht selbst noch Verbesserungspotenzial und will sich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln stetig weiter verbessern: „Ich muss an meinem Fahrstil noch arbeiten. Und auch technisch müssen wir uns weiterentwickeln. Ich mach’ das so, wie ich es auch kann. Ich habe Unterstützung von meinen Eltern, meinem Team und meinen lokalen Sponsoren. Für die ganz großen Investitionen fehlen noch die Sponsoren.“

Den Sturz von Dustin Schultz hat Zwetsch auch mitbekommen. Da er mit seinem Herxheimer Clubkamerad regelmäßig die Trainingsangebote der MSVH nutzt und den jungen Herxheimer mit seinem Erfahrungsschatz aus seiner Solistenzeit unterstützt, ging der Sturz des Clubkameraden nicht spurlos an ihm vorbei. „Wir alle wissen, was passieren kann, wenn wir uns aufs Motorrad setzen. Und man weiß auch, dass was passieren kann“, sprach der Rennfahrer über das Risiko des Sports. „Gerade dieses Wochenende habe ich mit Dustin viel gesprochen. Wir haben versucht, ihn ruhig zu halten, nachdem seine ersten Läufe gut gelaufen sind. Wenn man dann nach dem Sturz das Umfeld vom Dustin sieht, merkt, dass das Stadion ruhig ist und die Musik aus ist, dann macht man sich schon seine Gedanken. Irgendwann kriegt man ja mehr oder weniger mit, wie der Stand ist. Und wenn man weiß, das geht gut aus, dann blendet man das auch aus, wenn man noch selbst fahren muss. Ich habe dann seinen Vater gesehen und erfahren, dass er bei Bewusstsein war und auch Gefühl überall hatte. Das ist dann schon wichtig. Aber wenn man den Helm aufsetzt, ist das in dem Augenblick auch wieder weg, dann denkt man an so was nicht mehr.“

Schultz liegt in Ludwigshafen auf der Intensivstation. Schulter, Rippen, Brustkorb: schwere Prellungen, keine Brüche, was ihn selbst überrascht habe, teilte er gestern am Telefon mit. Weil ein Riss in der Niere entdeckt worden sei, müsse er ein paar Tage zur Beobachtung auf Station bleiben.

Quelle

Ausgabe Die Rheinpfalz Pfälzer Tageblatt – Nr. 123
Datum Samstag, den 28. Mai 2022
Seite 22