Beitrag zum „Herxheimer Heimatbrief 2014“

Für eine Generation von Besuchern und Freunden der Herxheimer Sandbahnfahrern ist der Name Riss das Maß der Dinge. Fast 30 Jahre dauerte die äußerst erfolgreiche Ära des Gerd Riss. Los ging es 1984, als er in seinem ersten WM-Jahr beim damaligen Weltmeisterschaftfinale in Herxheim mit gerade 18 Jahren bereits einen 6. Platz belegte.
Von da an war er immer ganz vorn dabei. 1987 nahm er seinen ersten Silberhelm aus Herxheim nachhause. Es wurde dann eine ganze Sammlung daraus. Mit 8 Weltmeister-Titeln ist Gerd als erfolgreichster Fahrer in die Annalen des Langbahnsports eingegangen. Hinzu kommen 3 WM-Titel im erst später eingeführten Teamwettbewerb. Eine Vielzahl von deutschen Meisterschaftstiteln und ein Sieg im Speedway-Kontinentalfinale, eine Art Speedway-Europameisterschaft, runden das Bild ab.
Fahrtalent, Durchhaltekraft und ein unbedingter Siegeswille waren die Grundlagen für seine Erfolge. Und diese Eigenschaften hat er offenbar an seine Söhne Mark und Erik weitergegeben. Als die beiden vor rd. 3 Jahren auf unserer Speedwaybahn die ersten Runden drehten, konnte man bereits ihr außergewöhnliches Talent erkennen. Dem Speedway sind beide bis heute treu geblieben und sie gehören seit damals zu den Stützen der „Herxheim Drifter“, unserer erfolgreichen Speedwaymannschaft. Aber während Mark es vorläufig(?) bei einem einmaligen „Ausflug“ auf die lange Bahn beließ und sich auf Speedway konzentriert, ging der etwas jüngere Bruder Erik auch das Thema Langbahn sehr zielstrebig an. So konnte es sich beim WM-Challenge 2013 in Mühldorf mit einem sensationellen Sieg für die Grand Prix-Runde in 2014 qualifizieren.

 

An Christi Himmelfahrt 2014 ging es in beim Weltmeisterschaftsfinale 1 in Herxheim dann richtig los. Ein großartiger 3.Platz war ein fabelhafter Einstieg in die neue WM-Saison.
Zwischendurch gab es auch andere Erfolge zu vermelden. In Werlte wurde Erik in beeindruckender Manier Deutscher Meister und bei der Team-WM im finnischen Forssa war er der entscheidende Fahrer in der deutschen Mannschaft und holte sich damit seinen ersten WM-Titel. Man glaubt es kaum: Er hatte mehr Punkte als die drei anderen Fahrer der deutschen Mannschaft zusammen eingefahren.

 

Als wenn das nicht schon eine beeindruckende Saison für einen gerade 19-jährigen gewesen wäre, nun zurück zur Einzel-Langbahn-Weltmeisterschaft.
Nach seinem 3. Platz in Herxheim, einem weiteren 3. Platz in Marmande (F) (Eemrum (NL) wurde wegen schlechten Wetters abgebrochen und neutralisiert),und einem 4. Platz in Morizes (F) ging er dann als Drittplazierter in der Gesamtwertung mit einem Rückstand von 5 Punkten auf den bis dahin führenden Holländer Jannick de Jong, dem Silberhelm-Gewinner von Herxheim, nach Mühldorf zum alles entscheidenden letzten Lauf. Die Bemerkung, ein dritter Platz bei der WM wäre doch im ersten Jahr ein großartiger Erfolg wies er zurück mit der klaren Ansage : „Ich will Weltmeister werden“ zurück.

 

So lag eine ungeheure Spannung über dem Oval in Mühldorf und Erik machte in großartiger Manier aus dem 5-Punkte-Rückstand einen 5-Punkte-Vorsprung. Die Sensation war perfekt. Erik hat es mit 19 Jahren in seinem ersten WM-Jahr zum Weltmeister geschafft. Das gab es noch nie. Und als er bei der Pressekonferenz mit der Feststellung konfrontiert wurde, dass er sogar erfolgreicher sei als es sein berühmter Vater in diesem Alter gewesen war und er sich damit rausredete, dass dies doch nicht zu vergleichen wäre, stand der Gerd dabei und lächelte. Gerd wusste: Fahrtalent, Durchhaltekraft und einen unbedingten Siegeswillen hat er wie ich, aber eines hat er, was ich nicht hatte, nämlich einen Betreuer mit so einem solchen Erfahrungsschatz, wie ich ihn zur Verfügung stellen kann. Und er war stolz auf seinen Sohn. Aber fahren musste Erik schon selbst.

Ich meine, wir werden noch viel von Erik hören. Wir wollen aber auch seinen Bruder Mark nicht vergessen. Manche sagen, er wäre auf der Speedwaybahn sogar der bessere der beiden. Er ist übrigens Deutscher Speedway- Vizemeister

Die Riss-Story geht in ihre zweite Runde. Für weitere 30 Jahre?

Edelbert Müller