Pfalz-Sportler der Woche: Schon nach drei von sieben Läufen beim Motorrad-Langbahn-Grand-Prix in Vechta hatte der für den MSV Herxheim fahrende Erik Riss den Gewinn der Weltmeisterschaft sicher. Drei Tage nach seinem 21. Geburtstag krönte er sich damit bereits zum zweiten Mal.

Von Joachim Rieder 
Herxheim/Vechta. Im WM-Gesamtklassement hatte Erik Riss am Ende mit 122 Punkten einen deutlichen Vorsprung auf Titelverteidiger Jannick de Jong (Niederlande/101). Es war ein Angriff auf die WM-Krone mit Ansage. Nachdem er 2015 den Erfolg knapp verpasst hatte, begann der in Seibranz (Allgäu) beheimatete und seit Beginn seiner Karriere für die Motorsportvereinigung Herxheim (ADAC) startende Riss im Winter mit einer akribischen Vorbereitung. „Ich habe in der Vorbereitung sehr an mir gearbeitet, war körperlich und mental bestens aufgestellt. Die Motorräder wurden von meinem Bruder Mark und mir komplett überholt. Mit Joachim Kugelmann haben wir einen perfekten Tuner, der auch gleich bei uns um die Ecke wohnt“, erzählt Riss.

Die Besucher des Herxheimer Himmelfahrtrennens Anfang Mai staunten nicht schlecht, in welcher Manier Erik Riss das Rennen bestimmte. Die Generalprobe für die WM-Kampagne war gelungen. „Das Ziel in diesem Jahr war ganz klar der Gewinn der Weltmeisterschaft, auch wenn es manchmal echt stressig war mit der Terminplanung“, gesteht der neue Titelträger. Denn während der Woche fährt Erik zusammen mit Bruder Mark in der Britischen Speedwayliga: Im Team der „Edinburgh Monarchs“ ist er eine feste Größe und eifriger Punktesammler. Da das Team aus der schottischen Hauptstadt seine Heimrennen immer freitagabends austrägt, gestaltete sich die Anreise zu zwei Grand-Prix-Läufen als Wettlauf mit der Zeit. „Die Rennen im finnischen Forssa und in Morizes in Frankreich wurden am Samstagnachtmittag beziehungsweise Samstagabend ausgefahren. In Finnland hatte ich mit mir zu kämpfen. Ich hatte zehn Rennen in zwölf Tagen. Ich fühlte mich echt ausgelaugt“, erinnert er sich.

Nach dem Auftaktsieg in Mühldorf und dem dritten Platz im niederländischen Eenrum, wo Riss im Finale in der letzten Kurve mit Kupplungsproblemen ausfiel und ins Ziel rollte, fuhr er in Finnland drei Punkte weniger ein als sein Dauerrivale de Jong. Doch beim vorletzten Rennen in Südfrankreich machte er gegenüber de Jong wieder Boden gut und hatte vor dem Lauf in Vechta einen komfortablen Vorsprung von 16 Punkten.

„Ich ging das Rennen am letzten Samstag an wie jedes andere auch. Ich dachte nicht an die Punkte, war vollkommen auf mich fokussiert. Ich wollte diesen Grand Prix gewinnen. Als Extrabonbon winkte noch der Goldhelm des ADAC Deutschland“, berichtet der neue Langbahn-König. Siebenmal rollte Erik Riss im Reiterstadion von Vechta, der „Hauptstadt“ des Oldenburger Pferdes, ans Startband – und genauso oft überquerte er die Ziellinie als Erster. Überragende Starts und eine perfekte Kurventechnik gaben den Ausschlag für den souveränen Titelgewinn. Der stolze Erik setzte damit die Familientradition im Hause Riss fort. Vater Gerd gewann achtmal den WM-Pokal und ist damit der bisher unangefochtene König der Langbahnfahrer. Eine Herausforderung für den Sohn?

Bis Mitte Oktober läuft noch die Saison. Rennen in England, Polen und Deutschland stehen auf dem Terminplan von Erik Riss. Aber auch die Pfälzer Motorsportfreunde haben noch die Gelegenheit, den frischgekürten Weltmeister zu sehen. Am Sonntag, 9. Oktober, wird er im Herxheimer Waldstadion zusammen mit seinen Kollegen von den Herxheim Drifters versuchen, die Meisterschaft im Speedway-Team-Cup zu gewinnen. Auch ein Erfolg bei diesem Rennen ist Erik Riss wichtig.

Quelle

Ausgabe Die Rheinpfalz – Pfälzer Tageblatt – Nr. 222
Datum Donnerstag, den 22. September 2016
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