Lokalsport

Eine Absage und ein Rattenschwanz an Ausfällen

Motorsport: Der Vatertag rückt näher. Was ist, gehen wir wieder zum Herxheimer Sandbahnrennen? Die Frage erübrigt sich in diesem Jahr, die Traditionsveranstaltung, die bei schönem Wetter viele Tausend ins Waldstadion zieht, ist abgesagt. Der Ausfall bringt viele beteiligte Vereine in finanzielle Schwierigkeiten.

Von Joachim Rieder

Herxheim. Nach dem Speedway-Vierländervergleich (am 19. April) musste die MSV Herxheim auch das traditionelle Himmelfahrtsrennen am 21. Mai canceln. Das Rennen am Vatertag wäre der Auftakt zur Langbahn-Weltmeisterschaft gewesen. Die Verantwortlichen der MSVH rechnen nicht damit, dass eine Massenveranstaltung in der Größenordnung des Himmelfahrtsrennens mit 15.000 Zuschauern und einer vierstelligen Anzahl von Helfern in absehbarer Zeit wieder genehmigt wird.Viele Fragen „Selbst wenn sich die Situation bis Mitte Mai ändern würde, gäbe es einige heikle Punkte“, weiß der MSHV-Vorsitzende Edelbert Müller und nennt: keinen Anklang bei den Zuschauern, Helfer, die ihre Mithilfe verweigerten, die Frage, ob das Rote Kreuz mit den Ärzten überhaupt zur Verfügung stehen würde. „Wir würden uns wohl einen Image-Schaden zufügen“, meint Müller. „Ein Verschieben des Rennens auf einen späteren Termin ist keine Option, da ja alle Motorsportaktivitäten, wie der gesamte Sport, auf Eis liegen.“ Niemand könne sagen, wann wieder Rennen gefahren werden. „Sollte es im Spätjahr möglich sein, werden wir uns beraten, was wir noch anbieten können.“

Der nächste Lauf zur Langbahn-WM wäre am 20. Juni im südfranzösischen La Reole. Bei der Lage in Frankreich wird dieses Rennen wohl auch gestrichen. Dann ist für den 5. Juli der Lauf in Mühldorf am Inn terminiert. Mit Glück könnte sich bis dahin die Situation entspannt haben.

Durch die Absage des Himmelfahrtsrennens ist nicht nur die MSVH als Veranstalter stark betroffen, auch ein Großteil des Vereinslebens in der Großgemeinde ist durch den Ausfall in Mitleidenschaft gezogen. Rund um das Sandbahn-Oval betreiben neun Herxheimer Vereine Wirtschaftsstände und tragen mit ihrem Angebot zu der einmaligen Atmosphäre bei. Das Herxheimer Rennen hat sich im zu einem Wirtschaftsfaktor, nicht nur für Herxheim, sondern auch für die Südpfalz, entwickelt. Auch die Hotellerie in den benachbarten Gemeinden und Städten profitiert von der Großveranstaltung.

Ausgangs der Startkurve hat der örtliche Sportfahrer-Club Südpfalz seinen Wirtschaftsbetrieb. Hier arbeiten in der Regel vom Mittwochmittag bis Donnerstagabend zwischen 40 bis 45 Helfer. „Uns trifft der Ausfall mit voller Härte“, so der SCS-Vorsitzende Werner Müller. „Der Gewinn unseres Wirtschaftsbetriebes ist voll in unseren Wirtschaftsplan für das laufende Jahr einkalkuliert. Wir haben alle Investitionen für dieses Jahr gestoppt, unter anderem war der Kauf eines Karts geplant. Auch fehlen uns die Einnahmen auf unseren Fahrten mit dem Schoppenbähnel. Zum Glück haben wir in den letzten Jahren gut gewirtschaftet und können auf unsere Reserven zurückgreifen.“

Loch im BudgetÄhnlich äußert sich Jonas Dudenhöffer, Vorstand der Landjugend Herxheim. Deren Wirtschaftsstand befindet sich eingangs der Zielkurve und hat sich zu einem Treffpunkt der Jugend und Junggebliebenen entwickelt. „Zweifelsfrei ist der Wirtschaftsbetrieb beim Rennen unsere Haupteinnahmequelle. Bei uns ist das Hauptgeschäft zwischen 11 und 17 Uhr, hier sind wir abwechselnd mit insgesamt 80 Leuten im Einsatz. In diesem Jahr feiern wir auch noch unser 70. Vereinsjubiläum. Ob wir hier noch eine Veranstaltung nachziehen können, bleibt abzuwarten. Mal sehen, wie wir unsere laufenden Kosten heuer bestreiten.“ Wohl noch problematischer dürfte es für die Fußballer der Viktoria und für den Schützenverein werden. Aber auch der Kolpingskapelle, dem Spielmannszug der Feuerwehr, dem Förderverein der Narrhalla und den Sportfischern reißt die Absage ein Loch ins Budget.

Der neunte Verein, der einen Stand betreibt, ist die CDU Herxheim, die ihren Gewinn immer einem karikativem Zweck zuführt.

Quelle

Ausgabe Die Rheinpfalz Pfälzer Tageblatt – Nr. 82
Datum Montag, den 6. April 2020
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