Lokalsport

Motorengeräusche und Diana ist immer dabei

Motorsport: Nach 251 Tagen Stille dröhnen am Samstag im Herxheimer Waldstadion wieder die Motoren. Die MSVH hat nach Rücksprache mit der Gemeindeverwaltung die Erlaubnis erhalten, ein vierstündiges Training auf der 293 Meter kurzen Speedwaybahn abzuhalten. 15 Fahrer nehmen das Angebot an.

Von Joachim Rieder  
Herxheim. Psst! Zuschauer wollten sie am Samstag im Herxheimer Waldstadion nicht haben, geheim organisierte die MSVH ein vierstündiges Training auf der Speedwaybahn. Trainingswart Andreas Obermeier lud die Clubfahrer ein, 15 nahmen das Angebot an. Für viele waren es die ersten Runden in diesem Jahr.

Nach einem erfolgreichen Jahr 2019 in der nationalen Seitenwagenklasse stand für das Landauer Gespann Patrick Zwetsch und Victor Garic der Aufstieg in die Eliteklasse an. Die beiden überholten in den Wintermonaten das Dreirad komplett und hofften auf die ersten Einsätze, ehe Corona kam. „Wir haben einiges Geld in die Hand genommen und haben unsere Motoren für die internationale Klasse herrichten lassen. So wie es aussieht, werden in diesem Jahr überhaupt keine Rennen fahren“, sagte der 37-jährige Zwetsch, der als Zerspanungstechniker sein Geld verdient. „Vor zwei Wochen erhielten wir einen Anruf, dass wir als zweite Reservefahrer beim Europameisterschaftsfinale im bayrischen Pfarrkirchen eingeteilt seien. Da wir uns für dieses Jahr noch keine Lizenz geholt haben, hätten wir für 1200 Euro die Startberechtigung erwerben müssen. Da lehnten wir ab.“ Mittlerweile wurde auch diese Veranstaltung abgesagt. „Das Geld brauchen wir dringender für einen neuen Transporter, unseren bisherigen hat der Rost besiegt“, so Zwetsch. Um wieder etwas Fahrgefühl zu bekommen, hatte er für das Training einen alten OL-Jawa eingebaut, der auf der kurzen Bahn die besten Drehmomente bringt.

Neu bei der MSVH ist der 16-jährige Erik Bachhuber aus dem schwäbischen Obergrießbach bei Augsburg. Der Auszubildende zum Kfz-Mechatroniker geht in seine vierte Saison. Auf der 125-ccm-Maschine unternahm er unter Anleitung von Vater Stefan, der mit seinen drei Brüdern im Speedway und auf der Langbahn erfolgreich unterwegs war, seine ersten Schritte auf dem rutschigen Untergrund. Nach dem Einstieg folgten zwei Jahr in der 250-ccm-Klasse. „Hier konnte ich zweimal den ADAC-Bundesendlauf gewinnen und wurde im letzten Jahr Deutscher Meister und Dritter der Europameisterschaft. In diesem Jahr wollte ich erst einmal Luft in der 500-ccm-Klasse schnappen und mich mit den besten deutschen Junioren messen“, erzählte der Teenager.

Ein Sieg steht für den jungen Oberschwaben heuer schon auf dem Zettel. Bei einem „Geisterrennen“ in Meißen vor vier Wochen gewann er die U21-Wertung. Am nächsten Wochenende geht es in Wittstock und Wolfslake gegen schwere Kaliber, er darf sich mit den besten Deutschen messen.

Für das Organisatorische im Team Bachhuber ist Mama Diana zuständig. „Für dieses Jahr haben wir einen Etat von 70.000 Euro, möglich durch etliche Sponsoren. Unser Fuhrpark umfasst drei komplette Maschinen. Auf unserem Kalender standen 28 Rennen, darunter etliche in Italien und Slowenien. Wenn wir Glück haben werden es sieben“, sagte die 46-jährige Krankenschwester, die bei jedem Rennen ihres Sohnes dabei ist. „Zu Hause würde ich das vor Nervosität nicht aushalten.“

Ein Jahr jünger als Erik Bachhuber ist Leon Krusch aus dem oberschwäbischen Bad Wurzach, der Heimat der Riss-Familie. Vater Martin Krusch war einst Auszubildender bei Gerd Riss’ Vater Paul und ist mittlerweile auch selbstständig als Zimmerermeister. An Vorbildern mangelt es da Leon nicht. Der 15-jährige geht in seine dritte Saison in der 250-ccm-Klasse. „Wir haben die Motoren von Erik Bachhuber erworben und in Meißen konnte ich den dritten Rang erreichen. Ich hoffe noch auf die Rennen in Diedenbergen und Pardubitz im Oktober“, so der Auszubildende zum Zimmermann. Neben Vater Martin und Schwester Amelie gehört Hermann Bacher, ein erfahrener Fachmann, zum Team. Bacher war zweimal Seitenwagen-Europameister und als Mechaniker und Ratgeber ein Gewinn für das Team Krusch.

Fast schon ein alter Hase im Bahnsport ist Daniel Spiller aus Vilsheim beim Landshut. Der 22-jährige angehende Wirtschaftsingenieur hat zusammen mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Ethan alle Jugendklassen durchlaufen. Der gebürtige Engländer, Vater Graham kam der Arbeit wegen nach Bayern und holte dann seine Familie nach, war 2017 Deutscher Juniorenmeister.

„Eigentlich wollte ich dieses Jahr auf die Langbahn gehen. Wir haben zwei Motorräder erworben, die mein Vater einsatzbereit gemacht hat. Aber so wie jetzt aussieht, wird es dieses Jahr nichts. Ich hatte eine Anfrage zu den internationalen tschechischen Meisterschaften in Marienbad in zwei Wochen. Da aber wichtige Klausuren anstehen, musste ich leider absagen. Denn Ende September werde ich wohl mein Studium abschließen“, erklärte Spiller.

Andreas Obermeier hofft, dass das erste Training nicht das letzte für diese Jahr war: „Alle Beteiligten hielten sich an die Auflagen, die wir von der Gemeinde erhielten. Das Training ging sturzfrei zu Ende. Wichtig wäre noch ein Training speziell für unsere jungen 125-ccm-Fahrer. Hier wäre es wichtig, einmal intensiv an der Kurventechnik zu arbeiten.“

Quelle

Ausgabe Die Rheinpfalz Pfälzer Tageblatt – Nr. 154
Datum Montag, den 6. Juli 2020
Seite 23