Kreis Südliche Weinstraße

Hingucker, Hymne und Hunderetter

Herxheim: Seit 90 Jahren gibt es den Motorsportverein Herxheim, der alljährlich mehrere Sandbahnrennen im Waldstadion veranstaltet. Höhepunkt sind dabei stets die Rennen an Christi Himmelfahrt. Die schätzungsweise 15.000 Zuschauer kamen gestern voll auf ihre Kosten. Auch dank der vielen Helfer.

Von Heinz Lambert 
In diesem Jahr war für die Fahrer mit Internationaler Lizenz der Wettbewerb in Herxheim als erster Lauf zur Langbahnweltmeisterschaft ausgeschrieben. Gleich im ersten Rennen gab es eine Sensation, als mit Bernd Diener aus Gengenbach im Schwarzwald der mit 59 Jahren älteste Fahrer im Feld die Nase vorne hatte. Dabei ließ er Weltmeister Martin Smolinski aus Olching keine Chance. 121 Stundenkilometer im Schnitt erreichte der Sieger.

Eine Augenweide die vorhergehende Fahrerpräsentation. Hinter einem großen Traktor, der im Stil eines Safetycars vor dem Feld herfuhr, hatten sich die Fahrer formiert. Dabei mussten sie allerdings noch nicht selbst zum Lenker greifen, sie wurden auf wunderschönen, unüberhörbaren Traummotorrädern der Marke Harley Davidson chauffiert. Ein echter Hingucker auch das „Grid-Girl“ mit Deutschlandfahne auf einem US-Dodge-Van aus den 1950er-Jahren. Dann noch die deutsche Nationalhymne, bei der viele Zuschauer mitsangen – das passte. Besonders begrüßt wurde der 56-jährige Rudi Eichhorn, ein echter „Herxemer“, der mit B-Lizenz startet und bei dem wohl mehr Methanol als Blut in den Adern kreist.

Aber es gibt auch das Rennen neben dem Rennen, wenn etwa hunderte Helfer an Getränke- und Essenständen oder in Fanshops sich um die Zuschauer kümmern. Hier leisten die Herxheimer Vereine herausragende Arbeit. Schon um elf Uhr sind die Bierzeltgarnituren voll besetzt. Ein Volksfest mit familiärer Atmosphäre, dem ab 13.30 Uhr als i-Tüpfelchen die Rennen folgen.

Doch wer Einlass begehrt muss unter anderem an Klara Trieb, Bruno Deutsch und Armin Geyer vorbei, die an einem der Eingänge für den Kartenverkauf zuständig. Seit 30 Jahren sind sie in der Organisation dabei und unterstützen den MSV Herxheim. „Es macht immer wieder Spaß, dabei zu sein, egal an welcher Stelle, auch wenn wir in diesem Jahr von den Rennen leider nicht ganz so viel mitbekommen“ sagt Armin Geyer.

Zurück zu den Bierzeltgarnituren. Bettina und Torsten sind extra aus Oldenburg angereist. 570 Kilometer einfache Fahrt haben sie auf sich genommen. „Ich besuche schon seit vielen Jahren solche Rennen. Meine Freundin ist seit vier Jahren dabei, aber hier in Herxheim waren wir noch nicht. Wir kommen wieder, denn hier ist alles super, sowohl sportlich wie menschlich und das ganze Drumherum. Irgendwie gefällt mir das Rennen nach dem dritten Schoppen Weißherbst noch viel besser“, lacht Torsten und zieht mit gefülltem Schoppenglas von dannen.

Bis circa 13 Uhr sind die Sitzplätze an den Ständen nahezu ausgebucht, doch dann lichten sich die Reihen. Die Meute strömt zum WM-Rennen. Das erlebt die junge Madeleine nicht mehr wirklich mit. Sie scheint sie kurz nach 14 Uhr schon weit der Welt entrückt – zu viel Alkohol. Schön dass sich ihre Begleiter um sie kümmern. Ansonsten gibt es bis zum frühem Nachmittag keine Auffälligkeiten. Polizei und Security sind nur einmal wirklich gefordert. Ein Hundebesitzer hat seinen vierbeinigen Freund bei 30 Grad in der Sonne in seinem Auto gelassen, während er zum Rennen ging. Passanten haben das Tier im Auto gesehen und die Beamten informiert. Glücklicherweise konnte der Hund rechtzeitig befreit werden.

Auch mehr als 50 Frauen und Männer des Roten Kreuzes waren im Einsatz, dies teilweise auch schon am Vortag und beim abendlichen Sommernachtsfest, bei dem es erfreulicherweise keines Einsatzes bedurfte.

Im Fahrerlager herrscht derzeit rege Betriebsamkeit. Umso schöner, wie offen Fahrer und Mechaniker sich auch noch kurz vor Beginn der Rennen Zeit nehmen, um Fragen zu beantworten. Patrick Zwetsch und sein „Schmiermaxe“ Viktor Caric, beide aus Landau, starten in der nationalen Seitenwagenklasse für den MSV Herxheim. Es läuft super für die Lokalmatadoren, holen beide doch nach vier Läufen den Gesamtsieg. Interessant das Team Manuel Meier/Melanie Schremp, das wie Bernd Diener aus Gengenbach kommt und als Clubfahrer für den MSVH dabei ist. Die beiden sind Geschwister. Manuel baut das Gespann komplett selbst zusammen, ein fast echter Eigenbau also. Ungewöhnlich in der heutigen Zeit. 115 Kilogramm wiegt das rund 80 PS starke Gefährt, das von einem 500 Kubikzentimeter-Motor angetrieben wird. Da geht’s dann mit rund 150 Kilometer pro Stunde und mehr auf die Geraden. Als Treibstoff wird Methanol verwendet, das völlig rückstandsfrei verbrennt.

Photo by Franz Rieder

Quelle

Ausgabe Die Rheinpfalz Pfälzer Tageblatt – Nr. 125
Datum Freitag, den 31. Mai 2019
Seite 19