Lokalsport

Grandiose Fahrt

Motorsport: Lukas Fienhage gesellt sich in eine Reihe mit Gerd Riss, Marcel Gerhard und Erik Riss: Clubfahrer der MSV Herxheim und Weltmeister. In Polen schnappt er sich den Titel auf der Langbahn.

Von Joachim Rieder

Herxheim. 15 Tage nach seinem 21. Geburtstag hat sich Lukas Fienhage, Clubfahrer der MSV Herxheim, einen Traum erfüllt. Im polnischen Rzeszow krönte er sich zum Langbahn-Weltmeister. In den Annalen der Motorsportvereinigung ist er der vierte Weltmeister, er gesellt sich in eine Reihe mit Multi-Champion Gerd Riss, dem Schweizer Marcel Gerhard und Erik Riss.Im Alter von 14 Jahren streifte sich Fienhage zum ersten Mal die Rennweste der Herxheim Drifters, dem Speedway-Team der MSVH, über. Bei der Zusammenstellung der Mannschaft benötigte Teamchef Klaus Dudenhöffer einen Fahrer für die Position in der 250-ccm-Klasse. Er erinnerte sich da an einen Jungen aus Lohne und stellte über den AC Vechta Kontakt zum Hause Fienhage her. Vater Uwe Fienhage, der in den 1980er-Jahren selbst Bahnfahrer war, sagte am nächsten Tag zu.

In den Jahren 2013/2014 sorgte der junge Mann im Speedway-Team-Cup für Aufsehen. In beiden Jahre war er der beste 250er-Fahrer in der Liga und hatte wesentlichen Anteil am Erfolg der Herxheim Drifters, dem dreimaligen Cupsieger. 2015 wechselte er in die 500-ccm-Klasse, ein Jahr später stieg er zum ersten Mal auf die Langbahnmaschine. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Im September 2017 gewann Fienhage zusammen mit Martin Smolinski, Michael Härtel und Stephan Katt die Team-Weltmeisterschaft auf der Sandbahn im niederländischen Roden.

2018 hatte er zwei Einsätze als Wildcard-Fahrer bei den Langbahn- Grand Prix in Herxheim und Mühldorf. Wegen seiner Leistungen setzte ihn der Weltverband FIM ins Fahrerfeld für die Grand-Prix-Serie 2019. Mit einem dritten Rang im südfranzösischen Morizes und dem Sieg in Roden/Niederlande machte er gleich gehörig Eindruck und belegte den vierten Rang im WM-Klassement.

Wegen Corona nur zwei WM-Renntage In diesem Jahr wollte Fienhage als Profi durchstarten. Die Corona-Pandemie macht ihm, wie so vielen anderen Sportlern, die Pläne kaputt. „Ich konnte im Februar eine Woche in Frankreich trainieren, doch kam der plötzliche Stopp. So habe ich bei meiner Ausbildungsfirma als Werkzeugmechaniker gearbeitet, bis Ende Juli die Saison langsam begann“, berichtet Fienhage.

Corona-bedingt war heuer der Langbahn-Grand Prix auf zwei Veranstaltungen reduziert. Nach den Absagen der Rennen in Herxheim, Mühldorf und Finnland blieben nur noch Morizes und Rzeszow übrig. Für den Auftakt in Frankreich hatte Fienhage ein gutes Gefühl: „Auf der 500 Meter kurzen Sandbahn bin ich gerne unterwegs, im letzten Jahr wurde ich hier Dritter.“ Er sollte recht behalten. Im Tagesfinale war Lokalmatador Mathieu Trésarrieu sein größter Gegner. „Mein Start war ziemlich gut, und ich konnte mit Mathieu gleichzeitig in die erste Ecke einbiegen. Der hat mich dann ziemlich weit nach außen gedrückt. Dort bekam ich auf einmal richtig Grip und konnte davonfahren“, beschrieb Fienhage seine Siegesfahrt. Mit diesem Erfolg war der Grundstein für den Angriff auf die WM-Krone gelegt.

In Polen präsentierte sich die Bahn nach Regen sehr tief und war für alle schwer zu fahren. Zahlreiche Stürze waren die Folge. Fienhage hatte im Endlauf den schlechtesten Start des Tages: „Als ich ausgangs der ersten Kurve Letzter war, dachte ich mir, du musst jetzt da durchkommen.“ Mit einer grandiosen Fahrt kämpfte er sich auf den zweiten Rang nach vorne, hinter dem Tagessieger Kenneth Hansen (Dänemark).

Dadurch wurde sein Traum vom WM-Titel Wirklichkeit. Neben Fienhage komplettierten Hansen und Trésarrieu das WM-Podest.

Quelle

Ausgabe Die Rheinpfalz Pfälzer Tageblatt – Nr. 234
Datum Donnerstag, den 8. Oktober 2020
Seite 22